Eine erfolgreiche Langdistanz-Premiere mit einem 6. Platz 13.08.2017
Das war sie also – die erste Langdistanz. Ich habe mich seit meiner Entscheidung im letzten Herbst, in diesem Jahr als Triathlonprofi zu starten, darauf gefreut und während der letzten Wochen und Monate dieses Highlight sehr akribisch und konzentriert mit meinem Trainer Dr. Konrad Smolinski geplant. Auch die finalen, letzten Vorbereitungen verliefen gut und ich habe bereits am Donnerstag in der Nähe des Guggenberger Sees in einem schönen Landhotel Quartier bezogen. Nach den organisatorischen “Events” wie Pressekonferenz (ich habe nur zugehört), Race-Briefing, Registration und schließlich “Einchecken” des Materials konnte es am Sonntag um 6:30 Uhr endlich losgehen.
Das Schwimmen war für mich der erste Glücksmoment. Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich von Beginn an in der Führungsgruppe mitschwimmen und nahm den Landgang nach 1,9km auf Position 4 gemeinsam mit den auch in internationalen Rennen starken Jungs wie Jan Raphael, Julian Mutterer und Per Bittner. Auf der zweiten Schwimmrunde musste ich dann ein wenig abreißen lassen, konnte aber mit nur 51 Sekunden Rückstand auf den schnellsten Schwimmer nach 50:51 min als 7. Mann aus dem See steigen. Ich hatte im Vorfeld mit einer Zeit von ca. 55 bis 57 min und einem Rückstand von mindestens 5 Minuten gerechnet. Dementsprechend war ich sehr zufrieden mit dieser ersten Disziplin, zumal die Schwimmstrecke laut meiner Garmin-Uhr auch stimmte und die nicht so viel besseren Schwimmzeiten der ersten dies bestätigen.
Nach einem guten Wechsel ging es aufs Rad. Die ersten 90 km regnete es praktisch durchweg und die vielen kleinen Dorfdurchfahrten mit teils engen Kurven waren eine zusätzliche Herausforderung. Der Regen bzw. die Kälte an sich machten mir weniger Probleme. Vielmehr war meine Reifenwahl für diese Bedingungen nicht ganz optimal. So konnte mir der Däne und Vorjahres-Zweite Chris Fischer in den Ortschaften immer wieder etwas Zeit abnehmen. Er war kurz nach mir auf das Rad gestiegen und wir konnten einen Großteil der Radstrecke gemeinsam fahren. Nach ca. 100 km holte ich schließlich Per Bittner und kurz darauf Christian Brader ein, welche dann mitfuhren, sodass sich eine 4er-Gruppe bildete. Anfangs fuhr ich vorne, versuchte dann aber auch die anderen zur Führungsarbeit zu motivieren. Meine Erfahrungen im Fahren in einer Gruppe sind bisher sehr begrenzt und ich habe diesbezüglich wieder einiges gelernt. Die Kampfrichter waren ab Km 120 fast die ganze Zeit hinter uns, sodass alles recht fair ablief. Ich versuchte zwar mehrmals etwas zu attackieren und zu pushen, kam aber nicht wirklich weg. Irgendwann ließ Brader allerdings abreißen und auf den letzten Kilometern auch Per Bittner ein wenig. Ich kam dann als 4. mit Chris Fischer in die Wechselzone und hatte auf Jan Raphael auf Platz 2 und Julian Mutterer auf 3 ca. 45 Sekunden Rückstand. Die Radzeit betrug 4:23:54 h und war nach der Zeit von Chris Fischer (4:23:26 h) die 3. schnellste des Tages. Sebastian Neef war mit starken 4:13 h allen enteilt. Gefreut hat mich vor allem, dass ich die gesamten 180 km ohne Leistungsverlust konstant durchfahren konnte. Ebenso hat es Spaß gemacht mit erfahrenen Athleten zu “racen”.
Auf Position 4 ging es nach einem wieder guten Wechsel also auf die Laufstrecke, wobei mir klar war, dass die erfahrenen und starken Läufer nur einige Sekunden bzw. ca 1 bis 1,5 Minuten hinter mir waren. Dementsprechend holten mich Fischer, Brader und Bittner nach ca. 3-4 Km auch ein. Nach einem kurzen Zwischenstopp, um mich zu erleichtern, versuchte ich meinen Rhythmus zu finden. Die ersten 5 km lief ich in 20:45 min. Ab ca. 10 km ging es allerdings schon etwas langsamer und ich pendelte mich bei ca. 4:20/km ein. Ich hatte mental zwischen Km 10 und 20 am Meisten zu kämpfen, konnte aber dieses Tempo praktisch bis zum Ende durchlaufen. Es gab keinen Kilometer, der langsamer als 4:35 min war, selbst bei Km 40 nicht, wobei man dazu sagen muss, dass die Laufstrecke mit einigen Kehrtwenden, kleineren Hügeln, Brücken etc. nicht besonders schnell war. Für meine Platzierungen bedeutete dies, dass ich zwischenteitlich auf Rang 8, dann allerdings durch das Einholen von Bittner und Mutterer, die später aussteigen musste, auf Rang 5 vorrutschte. Bei ca. km 28 überrholte mich der später 5. Platzierte in ziemlich schnellem Tempo, wobei ich am Ende wieder bis auf 22 Sekunden herankam. Schlussendich lief ich also auf Platz 6 nach 8:22:59 h mit einer Marathon-Zeit von 3:04:28 h ins Ziel am Regensburger Dom. Erwähnenswert ist dabei auch, dass ich damit eine neue Bestzeit auf der Langdistanz in Thüringen aufgestellt und die bisherige um 10 Minuten unterboten habe.
Insgesamt hatte ich zum Glück keine wirklich ernsthaften Probleme. Einzig ein starker Krampf in der linken Wade machte mir zum Ende des Schwimmens etwas Probleme, wobei dieser während des Radfahrens praktisch nicht zu spüren war. Beim Laufen blieb er latent, zum Ende hin hatte ich schon ein bisschen Angst, eine falsche Bewegung zu machen und möglicherweise stehen bleiben zu müssen. Gott sei Dank machte das Bein dann erst nach dem Zieleinlauf komplett zu. Meinen Verpflegungsplan habe ich genau eingehalten und alles, was ich vorher an Energiezufuhr berechnet habe, auch umgesetzt. Mental gab es auf dem Rad ca. nach der Hälfte eine minimale Schwächephase und beim Laufen wie beschrieben ca. ab Ende der ersten Runde à 10 km bis etwa zum Halbmarathon. Hier gilt gemäß meiner vorherigen mentalen Vorbereitungen, sich immer wieder neu zu konzentieren, die enorme Distanz in kleine Abschnitte/Portionen aufzuteilen und nicht aufzugeben. Sofern dann kein energetisches Problem dauzkommt, lässt sich so eine Langdistanz durchaus bewältigen.
Etwas anstrengend war die unmittelbare und über eine Stunde dauernde Doping-Kontrolle nach meinem Zieleinlauf, aber auch dies gehört eben dazu. Maßgeblich für den Erfolg war auch, dass mich viele Verwandte, Bekannte und Freunde, die extra nach Regensburg angereist sind, unterstützt, angefeuert, verpflegt und mit Informationen versorgt haben. Daher gebürt euch allen ein herzliches Dankeschön! Ebenso bedanke ich mich sehr für die Unterstützung der Firma Permaton Rödermark GmbH sowie McDonalds Erfurt.
Nun hoffe ich, rasch zu genesen (im Moment gehe ich noch ziemlich auf “Eiern” und vor allem die linke Wade schmerzt) und werde bald bekanntgeben, wie es sportlich weitergeht, denn die Saison ist noch nicht zu Ende.
Bis dahin mit vielen Grüßen aus Jena
Christian
Ergebnisse wie immer hier